Die Schlosskirche – einer der Orte auf unserer Webseite, die wirklich ganz besonders sind. Eher unbekannt und für Studis doch so nah: Versteckt im Ostturm des Hauptgebäudes der Universität Bonn liegt sie, die Schlosskirche. In der heutigen Form ist sie im Jahr 1779 erbaut worden, nachdem die alte einem Brand zum Opfer gefallen war. Einst diente sie als Hofkapelle für den Kurfürsten – heute wird sie vor allem für evangelische Uni-Gottesdienste, Trauungen und Konzerte genutzt. Und die aktuelle Orgel der Kirche ist ein Meisterwerk des Orgelhauses Klais! Diese und noch weitere Hintergrundinfos findest Du auf der Webseite der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Uni.
Ich bin ein Fan der Fakten – aber sind wir einmal ganz ehrlich: Die Atmosphäre lässt sich durch sie nicht beschreiben. Dafür braucht es Worte, die Deine Vorstellungskraft anregen, die Dir das Gefühl geben, gerade auch vor Ort zu sein.
Komm, begleite mich auf meinem Weg, die Schlosskirche für dieses Projekt noch einmal neu, und vielleicht etwas anders zu erkunden, als ich es bisher getan habe. In der Hoffnung, dass ich die richtigen Worte finden werde, die in Deinem Kopf ein lebhaftes Bild entstehen lasse, laufen wir nun gemeinsam vom Hofgarten aus rechts um die Uni herum und biegen rechts in diese relativ unscheinbare Gasse ab…




… und laufen am Brunnen vorbei auf den Vorplatz und auf das Gittertor zu…

Das Info-Schild fotografieren wir uns ab (denn für Fakten haben wir später noch Zeit).

Nach dem Tor biegen wir links ab und stehen vor einer hohen Tür, die zu den Besuchszeiten geöffnet ist – für alle, die ein bisschen Ruhe brauchen, für sich sein oder mit Gott ins Gespräch kommen möchten oder einfach neugierig sind.
Schon beim Betreten werden wir von der besonderen Atmosphäre des Raumes umfangen – und der stressige Uni-Alltag rückt für einige Minuten in den Hintergrund. Wir drehen uns nach rechts, um unseren Blick in die Tiefe des Kirchraumes wandern zu lassen. Die ganze Kirche ist in einem Weiß-, einem Grau- und einem hochherrschaftlichen, edlen Gelbton gehalten. Aufwändiger Stuck verziert die Wände.


Wir gehen nun weiter durch das Kirchenschiff in Richtung Altar, bleiben auf halber Höhe stehen und blicken uns um – und vor allem nach oben: Hier entdecken wir einige besondere Stuckdetails.

Und wenn wir uns noch ein Stückchen weiter drehen, bis wir den Altar im Rücken haben, dann – ich verspreche es Dir – stockt uns der Atem. Egal, wie oft ich dort bin: Sobald ich die Orgel auf der Empore im hinteren Teil der Kirche sehe, muss ich kurz innehalten. Ein Kunstwerk, das mit seinen glatten, silber glänzenden und kühl wirkenden Pfeifen so einen starken Kontrast zum pompösen Stuck bildet – und sich dennoch irgendwie harmonisch in das Gesamtkwerk einfügt.




Wir senken den Blick noch nicht, wenden ihn aber von der Orgel ab und widmen uns folgender Frage: Wie wird diese spezielle Atmosphäre der Schlosskirche erzeugt, die einerseits etwas von Museum und Schloss und anderseits etwas von Wohnzimmer hat? Der Blick nach oben gibt einen Hinweis: Das Licht spielt eine zentrale Rolle. Hinter den oberen Wandleisten, kurz bevor die Decke beginnt, ist es genau so angebracht, dass seine Quelle nicht zu erkennen ist. Es scheint so, als würden sich die Lichtstrahlen ihren Weg hinter den Stuckverzierungen vorbei nach draußen suchen. Beeindruckend.


Von der Orgel aus verläuft die Empore rechts und links weiter, bis sie vorn beim Altar ankommt.

Oberhalb des Altars, auf der rechten Seite der Empore befindet sich eine Tür, hinter die ich zu gerne einmal schauen würde… Ob sich dort noch Spuren des Kurfürsten finden lassen? Heute werden wir das nicht mehr lösen können. Nun senken wir langsam den Kopf – nicht, dass uns schwindelig wird!
Wir machen uns auf den Rückweg, aber wählen den anderen Gang zwischen den Bänken, um unseren Rundgang zu schließen. Wir gehen also an der Seite zurück, die dem Eingang gegenüber liegt und bewundern ein letztes Mal die wunderschönen Stuckarbeiten. Dann verlassen wir die Kirche. Bevor wir durch das Tor zurück auf den Vorplatz treten, möchte ich Dich noch auf etwas aufmerksam machen, das vor der Kirche hängt.


Diese Lampe ist für mich ein ganz besonderes Detail, weil sie mir tatsächlich erst an dem Tag aufgefallen ist, an dem wir das Material für die Webseite gesammelt haben. Zum Abschluss ein kleiner Beweis dafür, dass es sich lohnt, mit einem anderen Fokus bekannte Orte noch einmal neu zu entdecken 😊.
Die Schlosskirche. Für mich einer der schönsten Orte meiner Heimatstadt – und von allen vorgestellten Orten der, mit dem ich die persönlichste Verbindung habe. Zum ersten Mal hergekommen bin ich in einer für mich sehr schweren Zeit. Und seitdem lässt die Schlosskirche mich nicht mehr los. Jedes Mal aufs Neue nimmt sie mich liebevoll auf und dreht an meinem Temporegler. Du hättest noch eine viel größere Hommage verdient, meine liebe Schlosskirche! Ich hoffe einfach sehr, dass Dich durch unsere Beiträge noch mehr Menschen besuchen kommen – und sich vielleicht so wie ich in Dich verlieben.
Sehr schöner Artikel. Finde es auch besonders, dass unsere Bonner Uni so eine tolle Kirche hat.
LG
Dankeschön für den Kommentar!
Schöner Beitrag,
Ich hatte sehr viel Spaß beim lesen.
Auch wenn man selber aus Bonn kommt kann man nochmal neue Dinge erfahren.
Danke für das liebe Feedback!
Mensch, da wohne ich schon seit 20 Jahren im wunderschönen Bonn und war tatsächlich noch nie in der Schlosskirche!?! Das wird jetzt nachgeholt! 🙂
Danke für den tollen Beitrag! Vor allem das Video-Material lässt den/die Betrachter/in fast schon so fühlen, als ob er/sie direkt in der Schlosskirche stünde, sehr schöner Einblick!
Wie schön, dass Du als Bonnerin so einen neuen Ort entdecken konntest! Viel Spaß beim Besuchen 😊. Und vielen Dank für die lieben Worte!
Wow, echt eine Reise in in Vergangenheit! Ich wollte die Schlosskirche die ganze Zeit schon besuchen und hab es nach über einem Jahr Studium noch immer nicht geschafft. Ob die Kirche trotz Sanierung des Hauptgebäudes noch zugänglich sein wird? Hoffentlich kann ich vorher nochmal reinschauen!
Oh, stimmt! Vielleicht haben wir Glück und man wird sie trotz Renovierungsarbeiten weiter besuchen können ☺️.
Sehr schöner Beitrag 🙂 da muss ich auch mal vorbeischauen
Vielen Dank und viel Freude beim Besuchen 🙂!
Ich finde es echt witzig, wie viel man von seiner Heimat gar nicht kennt. Aber jetzt habe ich echt einen guten Einblick in dieses Schmuckstück, brauche jetzt fast nicht mehr selbst hin. 🙂 Aber werde ich natürlich trotzdem machen!
Danke Dir! Ja, ich finde, es lohnt sich auf jeden Fall, sich die Schlosskirche selbst anzuschauen 😉.