

Seit einiger Zeit habe ich jetzt wieder Präsenzkurse an der Uni Bonn und ich habe das Glück, dass ich durch mein zweites Fach sogar Kurse im Hauptgebäude der Uni habe. Ich musste damals tatsächlich das erste Mal in die Uni für eine Klausur über neuzeitliche und moderne Kunst und Architektur. Ich war übelst aufgeregt und konnte es kaum abwarten, nach so langer Zeit Onlinelehre endlich den Ort des Studierendenlebens kennenzulernen! Gleichzeitig habe ich mich auch riesig gefreut, all die Leute, die ich vorher nur über Zoom kennengelernt hatte, endlich persönlich zu begegnen.

Wir standen damals alle draußen im Innenhof der Uni und wurden nacheinander zur Aula geschickt. Mein Herz schlug immer schneller. Schließlich war es an mir, den Weg hoch zur Aula zu gehen und ich konnte meinen Augen nicht glauben. Alles sah so schön aus!
Ich war übelst glücklich und super stolz mit all den anderen Studierenden in dieser Aula sitzen zu dürfen, auch wenn der Grund dafür nicht unbedingt prickelnd war. Aber die Klausur lief glücklicherweise sehr gut.
Noch heute liebe ich es, durch das Hauptgebäude zu gehen. Es fühlt sich nämlich immer noch so an, als ob ich in einem Film leben würde. Aber anfangs war es gar nicht mal so leicht, sich hier zurechtzufinden. Das Hauptgebäude der Uni Bonn ist nämlich vor allem für Neuankömmlinge ein ziemliches Rätsel, wenn nicht sogar schon ein kleines Labyrinth.
In jeder Ecke gibt es gefühlt jedes Mal etwas anderes zu entdecken. Mein persönliches Highlight, auf das ich bisher gestoßen bin, ist die Säulenhalle neben dem Café Unique (Yep, es gibt sogar ein Café im Hauptgebäude).
Ich bin aber sehr froh darüber, dass ich meine Wege mittlerweile gut kenne… Das dachte ich zumindest. Denn auf das, was ich diesmal erleben durfte, war ich definitiv nicht gefasst!
Innerhalb unserer Uni existiert eine evangelische Kirche!
Mir war zwar schon bewusst, dass die Uni Bonn früher ein Schloss gewesen ist, aber die Verbindung zu einer Kirche habe ich nie gemacht. Susanna war die erste Person, die mir davon erzählte und ich konnte es nicht abwarten, mir diese Kirche anzusehen!
Ohne mich im Voraus über die Schlosskirche zu informieren, bin ich gemeinsam mit Susanna zum Hauptgebäude gegangen. Insgeheim hatte ich ja gehofft, dass die Kirche sehr schwer auffindbar sein wird, damit ich mich nicht allzu schlecht dafür fühlen muss, dass ich lange Zeit nichts über ihre Existenz wusste. Aber die Realität sah anders aus.
Die Schlosskirche befindet sich in einem der vier Türme der Uni. Der Zugang ist durch einen Nebenhof möglich, den ich bereits in meinen ersten Tagen in Bonn durch eine Stadtführung kennengelernt hatte. Relativ groß steht sogar auf einem Schild der Schriftzug ,,Schlosskirche’’ und ein Pfeil zeigt in die entsprechende Richtung.
Ich verspürte schon ein richtiges Bauchkribbeln. Welche Art von Kirche wird es wohl sein? Wie wird die wohl aussehen? Hoffentlich gibt es viele spannende Verzierungen zu entdecken!





Dann sah ich den Eingang. Sehr schlicht und zurückhaltend. Wir öffneten die Tür und da war sie: Die Schlosskirche der Uni Bonn. Aber es ist keine Kirche, die mit vielen Farben, großen Säulen, hunderten von Kreuzen und Wandbilder dieses Gefühl von Imposanz vermittelt, sondern ein ruhiger Ort, der in hellen, sanften Pastellfarben gehalten ist.
In jeder Ecke gibt es unterschiedliche Verzierungen zu entdecken. „Das sieht ja aus wie Zucker“, meinte Susanna. Die Dekoration sieht tatsächlich ein bisschen wie Baisers aus.
Der Raum wirkt dadurch sehr leicht und verspielt. Alles ist sehr ruhig und einheitlich gestaltet. Selbst die Orgel ist ohne große Verschnörkelungen in reinem Silber gehalten.
Zunächst kamen mir beim Betrachten der Wandverzierungen all die kunsthistorischen Fachbegriffe der Architektur in den Kopf, die ich damals für meine Klausur der neuzeitlichen und modernen Kunst und Architektur lernen musste. Dann versuchte ich mich aber wieder auf den Eindruck der Kirche zu fokussieren.











Ich konnte es immer noch nicht glauben, dass ich mich gerade inmitten der Uni befinde. Das wirkte alles so unrealistisch. Und je näher ich mir den Raum anschaute, desto mehr ließ mich dieses Gefühl auch nicht los.
Denn wenn man nach oben schaut, sieht man, dass sich die Wände vor der Decke absetzen. Die Wände wirken dadurch wie eine aufgestellte Theaterkulisse. Das Ganze erinnerte mich dadurch ein bisschen an das Bühnenbild namens Teatro Olimpico vom italienischen Künstler Andrea Palladio. Und in gewisser Weise passt dieses Gefühl eines Bühnenbilds auch zu dieser Kirche: Hier finden nämlich regelmäßig Veranstaltungen wie Konzerte, Vorträge, aber natürlich auch Gottesdienste, Trauungen und Taufen statt. Diese und weitere Infos über die Veranstaltungen sowie zusätzliche Informationen über die Geschichte der Schlosskirche der Uni Bonn findest Du auf der Webseite der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Uni Bonn!
Hast Du auch schon mal die Erfahrung gemacht, dass Du an einem Dir eigentlich bekannten Ort wie aus heiterem Himmel etwas Neues entdeckt hast? Wenn ja, dann teil es uns doch gerne mit in den Kommentaren!





Als Jurastudent verbringt man die meiste Zeit im Juridicum und nicht im Hauptgebäude. So kommt es das jedes mal, wenn ich doch mal eine Veranstaltung im schönen kurfürstlichen Schloss habe, ich ins staunen gerate, gleichermaßen aber auch in Panik bis zum Veranstaltungsbeginn in dem verwirrenden Gängesystem den Hörsaal zu finden.
Als Universitätssitz ist es wohl ungewöhnlich, gleichzeitig aber auch besonders schön, wenn man bedenkt, wie viele Generationen an Studenten vor einem wohl schon an diesem Ort gesessen, gelacht, gelernt haben und geirrt sind. Gleichzeitig schätzenswert, vorerst die letzte Generation sein zu dürfen, die in den Genuss kommt, in Anbetracht der bevorstehenden und leider erkennbar auch notwendigen Renovierungsarbeiten.
Möge das Schloss danach in jenem Glanz wiedererstrahlen, den es vor über 200 Jahren innehatte, als die ersten Studenten mit nicht minder hoher Neugier als wir das Gebäude zum ersten Male betraten.
Das Gefühl der Panik kenne ich nur zu gut, wenn es darum geht, zu Beginn von jedem Semester die Veranstaltungsräume zu finden! Aber genau wie Du geschrieben hast, gerät man doch immer wieder ins Staunen beim Anblick des Hauptgebäudes! Tatsächlich möchte ich noch gar nicht wahrhaben, dass das Hauptgebäude nun für mehrere Jahre nicht mehr zugänglich sein wird. Danke, dass Du mich daran erinnert hast, die Zeit, die noch bleibt, zu genießen.